Hallo zusammen,
auch ich möchte mich gerne an den Diskussionen um den
Kitastreik beteiligen. Allerdings nur schriftlich, denn ich streike nicht…ich
darf es nicht, aber ich möchte es auch nicht. Die Eltern können nichts für die
schlechte Bezahlung und die schlechten Arbeitsbedingungen, denen wir
Erzieher/-innen gegenüberstehen und mit denen wir jeden Tag kämpfen müssen. Ich
arbeite gerne als Erzieherin, liebe meinen Job, meine Kita und meinen
Arbeitsplatz! Ich möchte niemals etwas anderes machen als Erzieherin in einer
Krippe zu sein. Ich bin in meiner jetzigen Kita Zuhause, fühle mich wohl und
möchte nie dort weg. Für die Umstände unter denen Erzieher/-innen arbeiten
müssen, können die Kitas nichts, können die Gemeinden nichts. Nur die
Gesetzgeber können etwas dazu. Ich könnte den ganzen Tags schimpfen und
meckern, wie schlimm es heutzutage ist Erzieher/-in zu sein, doch das tu ich
nicht. Stattdessen organisiere ich meine Arbeit mit meiner Kollegin so, dass
wir gut arbeiten können und verzichte dafür einfach auf einige Angebote, die
vielleicht gewünscht werden, aber so nicht machbar sind. Unsere Eltern sind so
verständnisvoll und lieb, dass ich sie niemals für das leiden lassen würde, was
die Politik verbockt!
Ich bin nun seit knapp 3 Jahren Erzieherin. 2012 habe ich
meine Ausbildung zur Waldorferzieherin abgeschlossen und arbeite heute in einem
Kindergarten in NRW. Obwohl die Ausbildung zur Erzieherin auch heute noch nicht
ausreichend die Betreuung der U3-Kinder beinhaltet, habe ich mich schon während
der Ausbildung auf die Arbeit mit kleinen Kindern spezialisiert – alleine,
privat, von meinem eigenen Geld, welches ich in der Ausbildung eigentlich gar
nicht hatte.
Mein Anerkennungsjahr habe ich – ohne Gehalt zu bekommen –
in einer U3-Gruppe absolviert. Warum ohne Geld? Ganz einfach, ich wollte mit
meinem ganzen Herzen im U3-Bereich arbeiten. Damals, also 2011, gab es aber
noch so gut wie keine Kleinkindgruppen hier bei uns in Dortmund. Da ich auf die
öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen war, konnte ich aber auch nicht allzu
weit weg von meiner Heimatstadt arbeiten. Außerdem, und das ist wohl der
wichtigste Punkt, hat sich mein Herz an diesen Kindergarten gehängt. Ich habe
bereits in meinem vorigen Ausbildungsjahr meine Praktika in dieser Kita, in
dieser Gruppe, gemacht und fühlte mich einfach wie Zuhause, einfach willkommen
und gerne gehabt. Die Eltern, Erzieher-/innen und nicht zuletzt die Kinder
haben mir damals so viel gegeben, dass ich einfach nur dort arbeiten wollte,
vollkommen egal unter welchen Bedingungen.
Während des Anerkennungsjahres habe ich die Weiterbildung
zur Piklerpädagogin besucht. Vom Kindergarten habe ich eine kleine Spende
bekommen, um die Kosten im dreistelligen Bereich OHNE Unterkunft und
Verpflegung tragen zu können. Außerdem wurde mit in diesem Jahr mein Bafög
gekürzt, so dass ich auch da erstmal auf die Hilfe meiner Familie angewiesen
war.
Wie Sie also sehen können, habe ich mit sehr wenig Geld
angefangen und hatte einige Hürden zu überwinden, bis ich letztendlich heute
hier stehe und diese Artikel schreibe.
Und genau deshalb, weil ich auch Zeiten kenne, in denen ich
wesentlich schlechter dastand und nicht wusste, wie ich alles bezahlen soll,
möchte ich mich nicht über meinen Lohn beschweren.
Für mich ist mein Lohn ausreichend, da stehe ich zu und ich brauche an erster Stelle nicht mehr Gehalt.
Für mich ist mein Lohn ausreichend, da stehe ich zu und ich brauche an erster Stelle nicht mehr Gehalt.
Was ich – und ich glaube, da spreche ich auch für meine
Kolleginnen – wirklich brauche, sind Mittel für die Kitas, mehr Personal,
bessere Grundbedingungen!
Ich arbeite in einer Gruppe mit 12 U3-Kindern und habe
lediglich eine Kollegin. Wir sind zu zwei mit den Kindern, eine
Anerkennungspraktikantin unterstützt uns in diesem Jahr. Im nächsten Jahr, da
bekommen wir keine Praktikantin! Da sind wir nur noch zu zweit für die Kinder zuständig!
Es ist nicht so, dass ich meine Arbeit nicht gerne mache,
ich liebe meine Arbeit und möchte sie nicht hergeben oder mit jemandem
tauschen. Doch jetzt verraten Sie mir mal, wie ich mit 2 Erzieherinnen und 12
Kindern Angebote, Förderung usw. durchführen soll?
Unser Tagesablauf sieht so aus, dass wir um 9 Uhr
frühstücken, um 10 Uhr rausgehen, um 11.30 Uhr Mittagessen, um 12.15 Uhr
schlafen gehen und um 14.00 Uhr werden schon die ersten Kinder abgeholt, eine
Kollegin hat Feierabend oder Vorbereitungszeit.
Zwischendurch wird natürlich auch noch gewickelt, angezogen,
ausgezogen, die Küche vorbereitet, das Mittagessen verteilt usw.
Das Zeitfenster für Angebote ist wirklich klein. Und bei so
kleinen Kindern es einfach nicht möglich alleine ein Projekt durchzuführen. Ganz
davon abgesehen, dass wir das auch nicht dürfen, wegen der Aufsichtspflicht.
Was ich mir von
den Streiks erhoffe?
Ganz einfach: Ich möchte mehr Anerkennung für das, was ich leiste, jeden Tag! Jeden Tag sind mir diese 12 Kinder anvertraut, denen ich eine schöne und spannende Zeit bieten möchte. Ich möchte ihnen neue Dinge zeigen, sie mit verschiedenen Bereichen vertraut machen, möchte mit ihnen gemeinsam lachen und Freude haben. Ich sitze nicht nur da und bastele ein paar Blumen, trinke meinen Tee und gucke den Kindern ein bisschen beim Spielen zu. Wann soll ich das denn bitte machen bei dem strammen Zeitplan, den wir haben? Ich trinke übrigens maximal eine Tasse Tee beim Frühstück und ein Glas Wasser beim Mittagessen, während ich die Kinder versorge und beim Essen unterstütze. Wenn man bedenkt, dass ich an langen Tagen von 7.00 - 16.15 Uhr in der Kita bin, ist das verdammt wenig, was ich so trinke!
Ganz einfach: Ich möchte mehr Anerkennung für das, was ich leiste, jeden Tag! Jeden Tag sind mir diese 12 Kinder anvertraut, denen ich eine schöne und spannende Zeit bieten möchte. Ich möchte ihnen neue Dinge zeigen, sie mit verschiedenen Bereichen vertraut machen, möchte mit ihnen gemeinsam lachen und Freude haben. Ich sitze nicht nur da und bastele ein paar Blumen, trinke meinen Tee und gucke den Kindern ein bisschen beim Spielen zu. Wann soll ich das denn bitte machen bei dem strammen Zeitplan, den wir haben? Ich trinke übrigens maximal eine Tasse Tee beim Frühstück und ein Glas Wasser beim Mittagessen, während ich die Kinder versorge und beim Essen unterstütze. Wenn man bedenkt, dass ich an langen Tagen von 7.00 - 16.15 Uhr in der Kita bin, ist das verdammt wenig, was ich so trinke!
Ich möchte mehr Personal für Krippengruppen vorgesehen
haben, denn auch die Kleinen haben ein Anrecht auf spannende Experimente! Sie
haben ein Anrecht auf eine liebevolle, ruhige Pflege, sie haben ein Anrecht
darauf gehört zu werden, neue Dinge zu lernen und zu erforschen.
Ich komme mir manchmal wie ein Hamster im Rade vor, ich
rotiere den ganzen Tag und es leiden einfach die Kinder drunter. Sie wollen
gerne ein Buch lesen, ein Buch für 2-Jährige…Sie können sich vorstellen, wie
lang diese Geschichten sind? Gut, denn bei diesem einen Buch unterbreche ich
das Lesen bestimmt 4-5x, weil ich an einer anderen Stelle gebraucht werde, weil
einfach nicht genügend Kräfte da sind, die mithelfen. Ich drücke dem Kind das
Buch in die Hand, stehe auf und komme teilweise erst 5 Minuten später wieder.
Und 5 Minuten sind für ein kleines Kind wirklich sehr lang. Meistens ist das
Kind dann schon woanders und hat das Buch liegen gelassen L Mir tut es einfach im
Herzen weh, dass die kleinen Mäuse drunter leiden müssen, dass wir Großen nicht
genug Personal haben, um ihnen gerecht zu werden…
Ich verzichte gerne auf eine Lohnerhöhung, wenn sich dafür
die Rahmenbedingungen in den Kitas ändern. Gerne verzichte ich auf eine
Lohnerhöhung, wenn ich dafür eine 3. Kraft in meine Gruppe bekomme, damit ich
meine Arbeit so leisten kann, wie ich es mir vorstelle. Ich habe die Ausbildung
gemacht, damit ich den Kindern zur Seite stehen kann und ihnen den Start in die
große Welt, die für die meisten ja mit der Krippe beginnt, sanft und schonend
zeigen kann! Dafür stehe ich und so möchte ich arbeiten, ohne Hetzerei,
schlechtes Gewissen und einer Magenschleimhautentzündung verursacht durch den
ganzen Stress!
Danke, dass Sie bis hier hin gelesen haben! Gerne dürfen Sie
den Beitrag teilen!
Eine Erzieherin aus Überzeugung und mit ganzem Herzen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen